Wie bin ich auf die Idee gekommen spielerische Erste Hilfe für Kleinkinder ab 4 Jahren anzubieten?

Laut statistischem Bundesamt helfen in den USA nur 7%, in Deutschland gerade mal 42,6% und in Norwegen 80% der Menschen in einem Notfall. In Norwegen wird seit vielen Jahren in Kitas spielerische Erste Hilfe angeboten und damit frühzeitig die Angst genommen zu helfen.

Spielerisch vermittele ich die altersgerechten Grundlagen der Ersten Hilfe. Damit werden die Kinder angstfrei an das Thema herangeführt und sensibilisiert die Kinder, im Alter von vier bis sechs Jahren für die Gefahren in Heim und Freizeit vorbereitet zu sein und „Erste Hilfe“ im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu leisten.

Alle 18 Sekunden verletzt sich in Deutschland ein Kind bei einem Unfall so schwer, dass es ärztlich versorgt werden muss, und oftmals sind Kinder die Ersten am Unfallort, weil sie z.B. miteinander spielen. Genau für diese Situationen wollen wir die Kinder vorbereiten.

Die Umsetzung und der Erfolg dieser Seminare stärken die Resilienz der teilnehmenden Kinder.

Gerade die frühkindliche Bildung, die Arbeit innerhalb der Kindertageseinrichtungen und der -tagespflege fördert die Entwicklung und den Erwerb der Kompetenzen, die für die Ausgestaltung der Widerstandskraft (Resilienz) wichtig sind.

Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Kinder ab 4 Jahren die altersgerechten Grundlagen der Erste Hilfe-Maßnahmen in Unfallsituationen erlernen und anwenden können.

Ein norwegisches Pilotprojekt der Universität Bergen unter der Leitung von Georg Bollig hat herausgefunden, dass Kinder bereits ab vier Jahren in der Lage sind, erste Hilfe zu leisten.

Die 5-Finger-Regel:

  1. Schau das Opfer an
  2. Rede mit ihm
  3. Berühre es
  4. Rufe 112 an (die Mund-, Nase-, Augen-Formel)
  5. Tröste es!

Dabei wurden zehn Kindergartenkinder im Alter von vier bis fünf Jahren, fünf Mädchen und fünf Jungs, zu verschiedenen Zeitpunkten in einem Szenario getestet, in dem sie Erste Hilfe leisten sollten.

Dort gab es ein bewusstloses Opfer eines Fahrradunfalles, dem geholfen werden sollte. Die Kinder wurden sieben Monate begleitet. Zuerst besuchten sie einen wöchentlichen „Erste Hilfe“-Kurs. Dieser wurde von Spezialisten und Kindergarten Lehrerinnen angeleitet und war nur 6 Unterrichtsstunden zu je 30-40 Minuten lang. Da die Kinder noch nicht lesen konnten, wurden Rollenspiele an Puppen durchgeführt und mit bildlichen Konzepten wie der „Fünf-Finger-Regel“ zum besseren Memorisieren gearbeitet.

Die Kinder zeigten beim Kurs eine große Motivation und hohes Interesse, die langfristigen Ergebnisse waren verblüffend: Zwei Monate nach dem Kurs waren noch 70% der Kinder in der Lage, Grundlagen der Ersten Hilfe anzuwenden und die Notrufnummern zu wählen. Außerdem war zu beobachten, dass die Kinder eine höhere Empathie und ein aktiveres Hilfeverhalten an den Tag legten.

Das Thema „Erste Hilfe“ war präsent in ihrem Leben geworden, sie banden es in spielerische Aktivitäten ein und informierten sogar andere Kinder über ihre neuen Erkenntnisse. Die größte Angst der Kinder sei es, in Notfallsituationen etwas falsch zu machen, urteilten die Wissenschaftler über die drei der untersuchten Kinder, die nach dem Kurs ihre Fähigkeiten nicht vollständig anwenden konnten.

Die Studie empfiehlt eindrücklich, mit dem Training von Erster Hilfe schon im Kindergartenalter zu beginnen und eine Grundausbildung für Kinder obligatorisch für alle zu machen, da mithilfe der frühen Beschäftigung mit dem Thema Leben gerettet werden können.

Der GRC (Deutscher Rat für Wiederbelebung/German Resuscitation Council), in dem ich Mitglied bin, ist die Fachgesellschaft für Reanimation in Deutschland und fördert in Zusammenarbeit mit Doc Caro so frühe wie möglich im Vorschulalter und in Schulen Kindern die Erste Hilfe nahe zu bringen.

Thomas Kromp ist nicht nur BG/DGUV Erste-Hilfe-Ausbilder, sondern auch zertifizierter Trainer für Persönlichkeit, Team, Führung, Stress und Resilienz der Firma persolog®.